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BZ 29.Dezember 2022

BZ-2022-12-29-Bolivar-Berlin-Charlottenburg-Westend

1894 am Spandauer Damm
Die Laubenkolonie, die Berlins erster Golfplatz war

„Kolonie Golfplatz“ steht an der Laubenkolonie-Schranke zu lesen. Was kaum einer weiß: Hier am Spandauer Damm wurde Berlins erster Golfplatz angelegt – und es gibt noch Überreste davon.
Marcus Conradt (50) übernahm vor drei Jahren von seiner Schwiegermutter das „Bolivar“. Mit seiner Frau machte er die kleine Gaststätte am Spandauer Damm 180 wieder so richtig flott. Das „Bolivar“ ist seit über einem halben Jahrhundert in Familienbesitz. Und auf der Speisekarte findet man eine spannende Story. Conradt: „Unser Gebäude war tatsächlich früher das Casino des ersten Berliner Golfplatzes.“ Treibende Kraft hinter der Gründung des Charlottenburger Golf-Clubs im Mai 1894 war der deutsch-schottische Verleger Andrew Picairn-Knowles. Das Gelände mit neun Löchern wurde den Golfern von einer Gräfin zu Eulenburg überlassen. Der Jahresbeitrag betrug 20 Mark, Gäste durften drei Tage gratis spielen.
Der „Golfplatz Westend“ wurde rasch zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt. Sogar Mitglieder der kaiserlichen Familie schlugen hier ein paar Bälle und erfrischten sich anschließend im Casino.
Bis 1924 wurde beim „Berlin Golf Club“ am Spandauer Damm gespielt, dann zog man weiter auf das neue Gelände in Wannsee, wo der Golfclub Wannsee bis heute ansässig ist. Das Casino in Charlottenburg diente nun einige Jahre dem Militär und schließlich als Gaststätte. Das Golfplatzgelände, im Krieg eine Flakstellung, wurde ab September 1945 zur Laubenkolonie und nannte sich – Kolonie Golfplatz. Das Casino ist heute das „Bolivar„ und hier kann man beim Bier gemütlich von alten Fairways, Abschlägen und Grüns träumen.

Von Oliver Ohmann

 


 

BILD-TV Live-Mitschnitt vom 03.01.2022

 


 

BZ vom 16.04.2021

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BZ-  Die Stimme Berlins vom 16.04.2021

Berliner Kult-Lokal Bolivar droht das Lockdown-Aus 

Für Lokale und Hotels zieht sich der Dauer-Lockdown seit dem 2. November 2020 hin. Jedes vierte Unternehmen steht vor dem Aus. 75 Prozent bangen um ihre Existenz. Eines davon ist das Berliner Traditionslokal Bolivar.
„Wir sind psychisch am Ende“, sagt Daniela Bednarek (51), die das Lokal gemeinsam mit Marcus Conradt (48) führt. „Wir können nicht noch mehr ins Minus rasen.“ Bis auf Weiteres sind die Türen nun geschlossen. Ein Schock nicht nur im Kiez!

1884 wurde das Bolivar in Charlottenburg zunächst als Golf-Casino gegründet. Prominente Gäste wie der Kronprinz Friedrich Wilhelm und König Eduard VIII. kamen später nach einem Match auf Berlins erstem Golfplatz gerne hierher. Auch die Boxlegenden Max Schmeling und Bubi Scholz kehrten ins Bolivar ein.

Nach dem Tod von Daniela Bednareks Mutter Angelika (†67) im Februar 2020 übernahm das Paar das Lokal in der Kleingartenkolonie „Ruhwald“. Sie bauten um und machten daraus einen Mix aus Kneipe und Familienlokal mit regionalen Produkten.

In den Sommermonaten füllte sich die Terrasse täglich – auch mit Gästen aus anderen Bezirken und dem Umland. Vor mittlerweile fünf Monaten folgte die Zwangsschließung.

Eine Weile hielt sich das Team mit Außer-Haus-Verkäufen über Wasser. Doch das reicht mittlerweile nicht mehr. Das Hauptproblem: Außer der Novemberhilfe und einem Abschlag vom Dezember gab es bislang keine weitere Finanzspritze von der Regierung.

„Permanente hinhaltende Parolen und leere Versprechungen seitens der Regierung haben uns hingerichtet“, schreibt Conradt in einem Abschiedspost an seine Stammgäste.

Jetzt wolle das Paar alles dafür tun, um das Bolivar irgendwie zu retten. „Auch wenn wir dafür unsere Altersvorsorge opfern müssen“, sagt der ehemalige Türsteher. Ob das reichen wird, ist unklar.

Von Sara Orlos Fernandes

 


 

 

 

 

 

 

 

 

News Aktualisiert 8.05.2024

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